Die Teufelsmauer am Königstein

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[im nördlichen Harzvorland bei Weddersleben; 51°45’26.5″N 11°05’03.2″E]

TL;DR (Too long; did’nt read)

Steilstehende, zum Teil meterhohe Sandsteinfelsrippen bilden im nördlichen Harzvorland zwischen Ballenstedt im Osten und Blankenburg im Westen abschnittsweise auf einer Länge von ca. 20 km eine imposante Naturerscheinung, die unter dem Namen Teufelsmauer bekannt ist. Die schroffen erosionsresistenten Klippen werden von verkieselten Sandsteinschichten gebildet, deren Entstehung mit der Hebung des Harzgebirges und seiner Überschiebung auf das nördliche Vorland während der Oberkreidezeit in Zusammenhang steht. Die Abschnitte Königstein, Mittel- und Papensteine südlich und südwestlich von Weddersleben sind seit 1935 unter Naturschutz gestellt. 2006 wurde die Teufelsmauer zum nationalen Geotop prämiert und bildet heute einen bedeutenden Geopunkt im UNESCO Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen.

Felsrippen der Teufelsmauer überragen die Landschaft um mehrere Meter und bilden meist längliche Kuppen von einigen hundert Meter Länge. Im Einzelnen sind drei Bereiche zu nennen, die lokal mit eigenständigen Namen auf sich aufmerksam machen: Die Gegensteine bei Ballenstedt, die Dreiergruppe Königstein, Mittelsteine und Papensteine zwischen Weddersleben und Neinstedt (Abb. 1) und im Westen die gezackten Felsformationen Hamburger Wappen, Gewittergrotte und Großvaterfelsen zwischen den Ortschaften Blankenburg und Timmenrode. Zahlreiche Mythen und Volkssagen bezeugen die über das Harzvorland hinaus bekannten Felsformationen der Teufelsmauer.

Abb. 1 Teufelsmauer der Abschnitte Mittelsteine und Königstein zwischen Neinstedt und Weddersleben im Harzvorland.

So wie Natursteine des Umlandes in vielen Ortschaften zum Häuser- und Gebäudebau genutzt wurden, wurden auch die Sandsteinblöcke der Teufelsmauer gerne verbaut. In Weddersleben wurde 1714 zum Beispiel der Neubau der Kirche mit Gesteinen der Teufelsmauer durchgeführt. Um den weiteren Abbau des begehrten Baustoffes an der Teufelsmauer zu unterbinden hat der Königlich Preußische Landrat Friedrich Ludwig Weyhe bereits 1833 ein Verbot erlassen, an der Teufelsmauer Steine und Sand abzubauen. Eine weitere wichtige Unterschutzstellung erfolge 1935 indem die zuständige Regierung in Magdeburg die Felsformation mit den umliegenden Ackerflächen zum Naturschutzgebiet erklärte. Von den heute über 8.000 Naturschutzgebieten zählt das Gebiet bei Weddersleben zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Im Wappen der Ortschaft Weddersleben ist die Teufelsmauer prominent vertreten. Neben den Regierungsstellen und dem Geopark kümmert sich vor allem der Förderverein Teufelsmauer Weddersleben e.V. um die Pflege und den Erhalt der Naturerscheinung. Der Verein hat auch auf der Südseite des Königsteins einen Garten mit einheimischen Pflanzen der Flora des Nordharzes angelegt.

Geologischer Überblick

Die Teufelsmauer mit ihren steil gestellten Schichten (Abb. 2 links) besteht aus fein- bis mittelkörnigen, selten grobkörnigen Sandsteinen von weißer, hell- bis dunkelgrauer Farbe. Stratigraphisch sind diese harten Sandsteine bei Weddersleben den Heidelberg-Schichten zuzuordnen, einer Formation der Santonium-Stufe in der Oberkreide. An anderen Stellen der Teufelsmauer sind auch ältere Gesteine des Involutus-Sandsteins aus der Coniacium-Stufe zu finden. Den überwiegend kalkig- tonigen Ablagerungen der Oberkreide sind Sand- und Kalksteine eingeschaltet. Durch eine intensive Zementation der Sandkörner bilden die harten Sandsteine im Bereich der Teufelsmauer erosionsresistente Felsen, während die weicheren Gesteine der Umgebung leichter abgetragen werden. Somit treten die Sandsteinklippen meist im Zentrum der Erhebungen auf und tragen durch ihre Widerstandkraft gegen die Erosion selbst zur Hügelbildung bei (Abb. 1).

Abb. 2 Detailansichten der Teufelsmauer. Links:  Steil stehende Schichtung der verkieselten Sandsteinmauer mit zahlreichen senkrecht zur Schichtung verlaufenden Kluftflächen, welche die Felsen in einzelne Blöcke zerlegen. Rechts: Unterschiedlich stark verkieselte Bereiche der Sandsteine. Areale mit geringer Verkieselung werden schneller erodiert, während stark verkieselte Bereiche erosionsresistenter sind.

Durch die schichtgebundene Verkieselung der Sandsteine ist das klippenartige Herausragen der Gesteine als Erosionsreste entlang der Mauer weit verbreitet. Die silikatische Zementation ist unterschiedlich intensiv und besondere Erosionsformen treten bei weniger verkieselten Abschnitten auf. Dort werden häufig die Sandkörner abgetragen und die stärker verkieselten Abschnitte werden durch wulstige konkave oder konvexe Begrenzungen sichtbar (Abb. 2 rechts). Die wulstigen Kleinformen der Erosionswände zeichnen dabei die Verkieselungsfronten im Gestein nach (Abb. 2 rechts). Die Verkieselung durch aufsteigende Silikat-reiche Fluide führte zur Verkittung der Sandkörner, wobei unterschiedliche Zemente ausgebildet (Abb. 3) und der Porenraum zwischen den Sandkörnern zum Teil vollkommen mit Quarz-Zement gefüllt wurde.

Abb. 3 Verkieselung der Teufelsmauer Sandsteine in Dünnschliffbildern (Cornelius Fischer). Links: Graue, gerundete Sandkörner werden von hellblauen randständigen SiO2-Zementen verkittet mit nur wenigen Poren in dunkelblau. Rechts: Der Porenraum zwischen den Sandkörnern ist fast komplett mit Silikat-Zement aufgefüllt (siehe Pfeile). Sandkörner erscheinen unter polarisiertem Licht in unterschiedlichen Grautönen.
Abb. 4 Geologisches Profil im Bereich des Harznordrandes bei Blankenburg. Tektonische Störungen in der Umbiegungszone der Schichtenfolge des Harzvorlandes führten zum Aufstieg von Silizium-reichen Wässern, die eine Verkieselung im Bereich der Teufelsmauer bewirkten (verändert aus Meschede 2018).

Die Verkieselung der Teufelsmauer ist auf einen sehr schmalen (maximal 10 m breiten) Bereich konzentriert, wobei die linienhafte Verbreitung an der Oberfläche über 20 km etwa parallel dem Harznordrand auf tektonische Ursachen im Untergrund zurückzuführen ist. Dabei spielt die Harz-Nordrandüberschiebung und die Umbiegung der jüngeren Schichten am Südrand des subherzynischen Beckens (Abb. 4) die zentrale Rolle. In Verbindung mit der Überschiebungszone und der Umbiegung wurden weitere Störungen angelegt, die zusätzliche Wegsamkeiten für den Aufstieg der Fluide schafften. Höhere Drucklösung an silikatischen Gesteinen führte womöglich im Umbiegungsbereich zu erhöhten Siliziumkonzentrationen der aufsteigenden Fluide, die in den steilgestellten Sandsteinschichten der Oberkreide zur Verkieselung führten.

Geologische Entwicklung am nördlichen Harzrand

Das heutige Mittelgebirge des Harzes wird aus paläozoischen Gesteinen aufgebaut, die vor ca. 300 Millionen Jahren im Rahmen einer Gebirgsbildung gefaltet wurden. Entlang seiner Nordrandstörung wurde der Harz als Pultscholle in den letzten 88 Millionen Jahren (seit der Oberkreide) um bis zu 7 km herausgehoben. Im Zuge von plattentektonischen Bewegungen im Mittelmeerraum, speziell im Zusammenhang mit der Auffaltung der Pyrenäen, kam es zu Krusteneinengungen in Mitteleuropa in deren Gefolge die Harz-Scholle nach Nordosten auf ihr Vorland aufgeschoben wurde.

Abb. 5: Entwicklung des Harznordrandes in der Oberkreide durch Aufstieg des Harzes als Pultscholle und Überschiebung nach Ostnordost und Ablagerung von Erosionsmaterial des Harzes im Harzvorland. (verändert aus Meschede 2018).

In nur wenigen Millionen Jahren hob sich der Harz, wobei es zu einer Flexur-artigen Verbiegung der jüngeren Schichten entlang der Harznordrand-Störung kam (Abb. 5). Bei dieser Heraushebung wurden im Harzbereich die jungen, überlagernden Sedimente abgetragen, während es im Harzvorland durch Senkung des Untergrundes in der Oberkreide (Santonium und Campanium) zu mächtigeren Ablagerungen der Heidelberger und Blankenburger Schichten kam (Abb. 5). Eine Umbiegung der Schichten vom Buntsandstein bis zu den Oberkreide-Ablagerungen führte zur Steilstellung in der Aufrichtungszone. Die Verkieselung bewirkte, dass die Härtlingszonen der Teufelsmauer herauswitterten. Geomorphologisch prägend waren Prozesse, die im Zusammenhang mit den Vereisungen während der Elster- und Saalekaltzeit stehen. Aus Norden reichten zu dieser Zeit Gletscher bis an den Harznordrand heran. Die Schmelzwässer spülten die, durch Verwitterung, locker gewordenen Gesteine fort und legten die Härtlinge der Teufelsmauer frei.

Die Sagen der Teufelsmauer

Natürliche Felsformationen sind häufig zentrale Gestalten von Sagen und Mythen (siehe hierzu auch die Sage vom Teufelstisch. Der Harz als geheimnisvolles Mittelgebirge ist generell reich an Sagen und Mythen und so ist es nicht verwunderlich, dass Geschichten über die Teufelsmauer einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Die Sagen und Mythen ranken sich um Erklärungsversuche der imposanten Naturfelsen, wobei der Teufel als Widersacher von Gott sehr häufig zum Protagonisten wird. Verschiedenste Variationen zur Erklärung der auffälligen Felsen der Teufelsmauer sind verbreitet, wobei eine Kurzversion einer Sagen-Variante vom „Teufel und Hahn“ hier gegeben wird:

„Vor Urzeiten, als Gott und Teufel die Erde unter sich aufteilten, wurde zwischen beiden vereinbart, dass dem Teufel all das Land gehören sollte, welches er in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umbauen konnte. In jener Nacht, als der Teufel sein Bauwerk begann, war nun aber eine alte Frau unterwegs, die auf dem Markt einen Hahn verkaufen wollte. In der Dunkelheit stolperte sie, und der Hahn erschrak sich dabei und begann zu krähen. Der Teufel hörte dies und dachte, dass seine Zeit schon um sei und riss vor lauter Wut die Teufelsmauer wieder ein. Die Reste sind bis auf den heutigen Tag stehengeblieben.“

3D-Modelle

Impressionen

Schriftenverzeichnis

Fischer, C., Waldmann, S., und von Eynatten, H., (2013): Spatial variation in quartz cement type and concentration: an example from the Heidelberg formation (Teufelsmauer outcrops), Upper Cretacous Subhercynian Basin, Germany, https://doi.org/10.1016/j.sedgeo.2013.03.009

Funkel, C., Schönbrodt, R. et al. (2002) 150 Jahre Schutz der Teufelsmauer Tagung und Festveranstaltung am 08.06.2002 in Weddersleben. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle (2002) SH 1, 83 Seiten, ISSN 1619-4071

Günther, E. & Bürger, G. (2015): Die Teufelsmauer am Harz, Edition Leipzig, Leipzig, ISBN 978-3-361-00712-3.

Meschede, M. (2018): Geologie Deutschlands. Ein prozessorientierter Ansatz, Springer, 2. Auflage, Doi 10.1007/978-3-662-45298-1

Voigt, T., Wiese, F., von Eynatten, H., Franzke, H.-J. & Gaupp, R. (2006): Facies evolution of syntectonic Upper Cretaceous deposits in the Subhercynian Cretaceous Basin and adjoining areas (Germany). – Z. dt. Ges. Geowiss., 157: 203–244, Stuttgart, Doi: 10.1127/1860-1804/2006/0157-0203

2 Replies to “Die Teufelsmauer am Königstein”

  1. Scheinbar gilt das absolute Drohnenflugerbot für manche nicht in Naturschutzgebieten. Ist ja egal ob Turmfalke und Rotmilan die Brut allein lassen nach der Störung durch die laute Technik.

  2. Lieber Christian,
    Selbstverständlich besteht im Naturschutzgebiet der Teufelsmauer ein Drohnenverbot. Mit Rücksicht auf alle lebenden Objekte, einschließlich der Vögel wurde mit der Naturschutzbehörde in Halberstadt ein Termin gefunden, an dem wir eine Ausnahmegenehmigung mit vielen Auflagen für eine Drohnenbefliegung bekommen haben. Speziell für die Teufelsmauer wurde der Uhu-Experte des Umweltamtes im Landkreis Harz eingeschaltet.

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