Die Steinerne Agnes

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unterstützt durch das Bayerische Landesamt für Umwelt

TL;DR (Too long; did’nt read)

Eine der auffälligsten Felsformen im Berchtesgadener Land ist die ,,Steinerne Agnes“. Der Felsturm aus Ramsaudolomit im Lattengebirge wurde durch die Erosion der letzten Jahrtausende geschaffen. Seine bizarre, pilzartige Form erhielt er aufgrund der unterschiedlichen Verwitterungsanfälligkeit seiner Gesteinsschichten und ist das Wahrzeichen des bayerischen Geotopschutzes.

Die Gesteine der oberen Trias bei Berchtesgaden

Die Gesteine, die heute die eindrucksvollen Gebirge der Berchtesgadener Alpen und damit auch die „Steinerne Agnes“ aufbauen, bildeten sich vor ca. 220 Millionen Jahren in der oberen Triaszeit in einem tropischen Flachmeer: Dort herrschten günstige Bedingungen zur Ausfällung von Karbonaten (Kalk, Dolomit, Mergel). Im Verlauf von Millionen von Jahren senkte sich der Meeresboden immer weiter ab. Die Sedimentation hielt in etwa mit der Absenkung Schritt. So konnten – kurioserweise – mehrere tausend Meter mächtige Gesteinsabfolgen unter Flachwasserbedingungen entstehen.

In warmen Flachmeeren lagert sich meist Kalkschlamm ab, aus dem später durch Verfestigung Kalkstein entsteht. In vom offenen Meer abgeschnitten Lagunen werden jedoch Teile des Kalziums aus dem Sediment – begünstigt durch das salzreiche Wasser – von Magnesium ersetzt: es entsteht Dolomitstein. Kalkstein und Dolomitstein besitzen ein unterschiedliches Verwitterungsverhalten, so dass man sie im Gelände leicht unterscheiden kann: Kalkstein bildet häufig senkrecht aufragende Wände, während für den brüchigeren Dolomit eher Steilhänge und Schrofengelände mit Schuttreissen typisch sind.

Blick von der „Steinernen Agnes“ in Richtung Bischofswiesen
Wie entstand die „Steinerne Agnes“?

Markante Felsen wie die „Steinerne Agnes“ oder auch die „Nase des Montgelas“ findet man an mehreren Stellen im Lattengebirge. Sie überragen die Umgebung mit bizarren Felsformen. Über viele tausende Jahre hinweg sorgten äußere Umwelteinflüsse, wie Wind, Regen und Frost für Erosion und Verwitterung der Gesteine. Diese formen das Relief und lassen feine Unterschiede der Gesteine erkennbar werden. Die ca. 10 Meter hohe, pilzartige Erosionsform der „Steinernen Agnes“ besteht hauptsächlich aus Dolomit. Der schlanke Hals wird aus kleinstückig verwitterndem Dolomit gebildet. Der Felskopf ist etwas verwitterungsresistenter. Er besteht aus kompakterem, kalkreichem Dolomit, an dem sich eine schwache Horizontierung erkennen lässt. Die kompakteren Lagen schützen darunter liegende weichere Lagen und bewirken so den Erhalt dieser Partie.

Wie kam die ,,Steinerne Agnes“ zu ihrem Namen?

Der Sage nach handelte es sich bei der „Steinernen Agnes“ um eine Sennerin, die sich vom Teufel verführen ließ, ihr uneheliches Kind zu töten. Die Strafe Gottes folgte rasch und die Agnes wurde in Stein verwandelt. Mit ein wenig Phantasie kann man in dem Felsturm die Sennerin mit ihrem Hut erkennen.

Freiwilliger Geotopschutz

Das Naturdenkmal „Steinerne Agnes“ ist aufgrund seiner Einzigartigkeit unbedingt erhaltenswert. Obwohl sie viele Kletterer zur Besteigung animiert, sollten sie sich mit der Betrachtung aus der Distanz begnügen. Auf jeden Fall aber muss man auf den Einsatz von Haken und anderem Gerät, das der „Steinernen Agnes“ Schäden zufügen würde, verzichten.

Impressionen

3D-Model

Literatur

Lagally, U. (2018): Bayerns Höchste. – Altbayerische Heimatpost Nr. 35, 70. Jhgg.

Meyer, R.K.F. (2018): Der Bayerische Alpenrand zwischen Füssen und Berchtesgaden.

Egger, H. (2016): Lebensräume. Ausflüge in die Erdgeschichte von Salzburg und Oberbayern.

Digitale Geologische Karte 1:25.000 im UmweltAtlas Bayern (http://umweltatlas.bayern.de)

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