An Talhängen herauspräparierte, häufig bizarr verwitterte Felsen prägen die Karstlandschaft der Schwäbischen Alb. Ihre eigentümlichen Formen regten die Vorstellungskraft der Bewohner an, was zu oft phantasievollen Namensgebungen führte. Die steinernen Jungfrauen im Eselsburger Tal und die küssende Sau, ein natürliches Felstor im Achtal bei Blaubeuren, sind buchstäblich „herausragende“ Beispiele dafür. Die Entstehung dieser auffallenden Felsformen lässt sich auf eine Eigenheit des schwäbischen Oberjuras zurückführen.
Die Steinernen Jungfrauen im Eselsburger Tal
Das Eselsburger Tal zwischen Anhausen und Herbrechtingen liegt auf der Lonetal-Flächenalb im Nordosten der Schwäbischen Alb. Das Tal ist als Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgezeichnet. Neben der landschaftlichen Schönheit bietet es auf kleinem Raum eine Vielfalt von wertvollen Lebensräumen für geschützte Tier- Pflanzenarten. Hier hat sich das Flüsschen Brenz in einer Talschlinge rund 60m tief in die verkarsteten und zerklüfteten Oberen Massekalke eingeschnitten und dabei zahlreiche Felsen freigelegt. Die beiden schlanken Felsnadeln der Steinernen Jungfrauen sind die wohl bekanntesten.
Eine Sage erklärt die Entstehung der „Steinernen Jungfrauen“ und die Entstehung der Ruine der Eselsburg folgendermaßen: Auf der Eselsburg über dem Tal soll einmal ein Burgfräulein gelebt haben, die aus Verbitterung ihren beiden Mägden den Umgang mit Männern verbot. Lange Zeit hielten sich die beiden Mägde daran, denn sie fürchteten sich vor der Strafe ihrer strengen Burgherrin. Doch einmal im Frühling, beim Wasser holen, sprachen sie mit dem jungen Fischer fuhren mit ihm auf den Teich hinaus. Die Burgherrin schöpfte Verdacht und entdeckte sie. Vor Wut schäumend stieß sie hervor: „Werdet zu Stein! Das ist Eure Strafe für Euren Ungehorsam!“ Die Mädchen erstarrten auf ihrer Flucht und stehen seitdem als Felsen am Fischweiher.
Die Burgherrin wurde in der folgenden Nacht vom Blitz erschlagen, als sie voller Genugtuung vom Turm der Burg hinab ins Tal schaute. Das Feuer vernichtete die ganze Eselsburg. (verkürzt nach Text: Stadt Herbrechtingen)
Die Küssende Sau im Achtal
Das heutige Achtal wurde ursprünglich von der Donau ausgeräumt und die Felsen an den Talhängen freipräpariert. Über 150 m tief hat sie sich seit Beginn des Pliozäns in die Oberjurakalke eingegraben. Am Ende der Risseiszeit führten jedoch große Mengen von mitgeführtem Schotter dazu, dass sich der Fluss selbst aufstaute und einen neuen Weg suchte. Die Donau nahm schließlich ihren neuen Verlauf zwischen dem heutigen Ehingen und Ulm. Heute fließt das kleine Flüsschen Ach durch das Tal zwischen den Städten Blaubeuren und Schelklingen.
Das Achtal beherbergt außer der Küssenden Sau noch zahlreiche weitere Felsen, teilweise mit Karsthöhlen. Drei davon, der Hohle Fels, der Sirgenstein und das Geißenklösterle sind als Fundhöhlen für eiszeitliche Artefakte weltberühmt. Seit 2017 zählen das Achtal zusammen mit dem 40 km weiter nordöstlich gelegenen Lonetal zum UNESCO Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“.
Geologie
Über die gesamte Zeit des Juras (rund 200 – 142 Mio. Jahre) war das Gebiet der Schwäbische Alb Teil eines flachen Schelfmeeres. Über ca. 55 Mio. Jahre hinweg wurden mächtige Sedimentschichten abgelagert. Im Unteren Jura dominieren tonig-mergelige Sedimente, während im Mittleren Jura neben mächtigen Tonen eisenschüssige und sandige Lagen vorkommen. Helle Karbonate bilden die jüngsten Schichten, die des Oberjuras.
Vor allem im jüngeren Oberjura bildete sich auf dem Meeresgrund ein Relief aus leicht über die Oberfläche herausragenden Riffkörpern aus, dazwischen wurde Kalkschlamm sedimentiert. Riffbildend waren hier Kieselschwämme und Algen-Mikrobenmatten. Die Riffe blieben am selben Ort bestehen und ihr Wachstum hielt mit der Sedimentation Schritt. So existierten über längere Zeit hinweg, oft kleinräumig nebeneinander, unterschiedliche Ablagerungsräume (Fazieszonen), die sich heute in unterschiedlichen Gesteinen widerspiegeln. Die ehemaligen Riffe bilden die Massekalk- (Schwammkalk-) fazies, die durch dichte, strukturlose, oft hochreine Kalksteine charakterisiert ist. Die Bereiche, in denen sich Kalkschlämme ablagerten, bilden heute die gebankte Fazies des schwäbischen Juras. Sie besteht vorwiegend aus einer Wechselfolge von Kalkstein und Mergel. Seit der Kreide ist die Schwäbische Alb Festland. Die Karbonatgesteine verkarsten und werden abgetragen. Auf der Mittleren Schwäbischen Alb sind noch über 350 m Restmächtigkeit des Oberen Juras erhalten.
Aufgrund ihrer geringeren Härte und Resistenz gegenüber Verwitterung werden die mergeligen Gesteine der gebankten Fazies stärker abgetragen als die härteren und teilweise sekundär dolomitisierten Kalke der Massekalkfazies. So bleiben diese häufig an Talhängen stehen, werden herauspräpariert und bilden bizarr geformten Kalkfelsen und Felsnadeln.
Räumliche Einordnung und Überblick
Die Schwäbische Alb zieht sich als rund 220 km langes und 40 km breites Band vom Hochrhein im Nordwesten, bis zum Nördlinger Ries im Südosten, quer durch Süddeutschland. Sie ist Teil einer Mittelgebirgskette, die sich von Frankreich über die Schweiz und mit seinen Ausläufern bis nach Süddeutschland erstreckt.
Mit den widerstandsfähigen Karbonatgesteinen des Oberjuras, bildet die Schwäbische Alb die erdgeschichtlich jüngste und oberste Einheit des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Der Lemberg auf der westlichen Alb ist mit rund 1015 m die höchste Erhebung. Die gering nach Südosten einfallenden Schichten tauchen im SE unter die jüngeren Sedimente des Molassebeckens ab und werden nach Nordwesten hin durch den markanten, bis zu 400 m abfallenden Steilabbruch des Albtraufs begrenzt.
3D-Modelle
Impressionen
Quellen
Eberle, Joachim & Eitel, Bernhard & Blümel, Wolf & Wittmann, Peter. (2017). Deutschlands Süden – vom Erdmittelalter zur Gegenwart. 10.1007/978-3-662-54381-8. Spektrum Akademischer Verlag.
Gwinner, M.P (1968) Paläogeographie und Landschaftsentwicklung im Weißen (Oberen) Jura der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg). Geol Rundsch 58, 32–41
Geyer, O. F. &Gwinner, M. P (1962): Der Schwäbische Jura. – Samml. geol. Führer,40, IX, 452 S., 46 Abb., 4 Beil., Berlin (Borntraeger)
Ihr zeigt ja wunderschöne Geotope, aber es gibt bisher keine im Bereich des Quartärs und des Holozäns. Auch dort gibt es sehenswerte geologische Phänomene wie zum Beispiel das Frauenmeer in Timmel oder das Wrokmoor in Friedeburg-Hesel, die einzigen gut sichtbaren Spuren der Weichseleiszeit hier in Niedersachen. Auch das Holozän hat interessante geologisch Phänomene zu bieten wie die Schlopps auf Langeoog oder die Ostplate von Spiekeroog.
Offenbar stoßen diese aktuellen geologischen Phänomene auf kein besonderes Interesse. Ich habe da kein Verständnis für und bin als Geographielehrer, Heimtforscher und Hobby-Geologe gerne bereit, da nähere Informationen drüber zu geben.