Die Dauner Maare

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Weltweit einmalig ist die Region Vulkaneifel für die Häufigkeit des Vulkan-Typs „Maar“. In der Vulkaneifel gibt es außerdem Schlackenkegel-Vulkane. 350 Vulkane bilden eine einmalige Landschaft. Viele Maar-Vulkane sind trocken und mit Sedimenten gefüllt, aber 12 enthalten einen Maar-See. Diese Seen werden als „Augen der Eifel“ bezeichnet. Dazu gehören auch die drei Dauner Maare: das Schalkenmehrener, das Weinfelder und das Gemündener Maar. Sie sind in der Zeit vor ca. 20.000 – 30.000 Jahre ausgebrochen. Die Vulkanlandschaft ist als Naturpark und UNESCO Global Geopark ausgezeichnet und ein beliebtes Ziel für Touristen.


Unterwegs im Land der Maare und Vulkane: vom Staatsbad Bad Bertrich an der Mosel bis hin zum Goldberg bei Ormont an der belgischen Grenze erstreckt sich quer durch die westliche Eifel eine Landschaft, die ihresgleichen europa-, gar weltweit nicht noch einmal wieder findet. Die höchste Dichte weltweit und zugleich Typlokalität für den Vulkantyp „Maar“ – das sind die weltweiten Alleinstellungsmerkmale der Vulkaneifel.

Vulkankegel, Mineralwasserquellen, eine einzigartige Dichte an Naturphänomenen und ganz besonders die Maare sind die Anziehungspunkte dieser Landschaft im Herzen Europas. Mit den Dauner Maaren und dem Vulkansystem Mosenberg-Meerfelder Maar wartet die Vulkaneifel mit gleich zwei Geo-Standorten auf, die als „Deutschlands bedeutendste Geotope“ ausgezeichnet wurden.

Wissenschaftlich gesehen wird die Region als Westeifel-Vulkanfeld (West Eifel Volcanic Field, WEVF) bezeichnet. Seit mehr als 200 Jahren wird das Westeifel-Vulkanfeld mit dem Maar-Vulkanismus von zahlreichen internationalen Forschenden wissenschaftlich erforscht.

Die „Augen der Eifel“

Die Maare – kreisrunde Seen mit Wasser in tiefem bis azurfarbenem Blau, umrahmt vom Grün bewaldeter Hänge – werden auch die „Augen“ der Region genannt. Sie sind von jeher Symbole für die Eifel, zieren zahlreiche Postkarten und sind als Naturdenkmäler vielen Menschen eine Reise wert. Aus der Vogelperspektive zeichnen sich die einstigen Krater deutlich ab. Neben einem Bergkratersee und den elf wassergefüllten Maaren werden noch viele mehr erkennbar: einige verlanden derzeit und beherbergen Hochmoore, andere sind bereits völlig trocken und nur noch als kreisförmige Senke erkennbar. 78 Maare sind in der Vulkaneifel bisher nachgewiesen.

Die Eifelvulkane waren erstmals vor 45 bis 35 Millionen Jahren aktiv. Aus dieser Zeit (Mittleres Miozän; z. B. Neuffer, Gruber & Lutz, 1994) stammt unter anderem das Eckfelder Maar. Eine zweite Phase begann vor etwa einer Million Jahren. Der letzte Ausbruch, das Ulmen Maar, ereignete sich vor 10.900 Jahren. Damit ist das Ulmener Maar der jüngste Vulkan Zentraleuropas und eine von 100 wichtigsten Geo-Erbestätten weltweit. Etwa drei Viertel der Vulkane stammen aus der jüngeren zweiten Phase.
Mit der Erweiterung des Geoparks im Jahr 2021 vervollständigen zwei Albian-Vulkane (Unterkreide) die Vulkangeschichte der Vulkaneifel vom Quartär über das Paläogen & Neogen bis zur Kreidezeit.

Tatsächlich ist die Geologie der Vulkaneifel noch vielfältiger als nur vulkanischen Ursprungs. Rote Sandsteine und reichlich vorhandene Meeressedimente erzählen von friedlichen und turbulenten Zeiten der letzten 400 Millionen Jahre. Nur wenige Orte auf der Erde bieten einen so klaren und faszinierenden Einblick in ihre Entwicklung und ihren weiteren Wandel.

Entstehung der Maare

Maare gibt es nicht nur in der Eifel, sie sind ein weltweit auftretendes Phänomen. Die Ursachen für ihre Entstehung und ihr besonderes Aussehen sind in den geologischen Gegebenheiten begründet. Für vulkanische Aktivitäten ist zunächst flüssige, aufsteigende Gesteinsschmelze aus dem Erdinneren verantwortlich: Magma.

Dank der Maarforschung sowie der Beobachtung und Erforschung aktueller Maarausbrüche wissen wir heute ziemlich genau, wie die Maare in der Vulkaneifel entstanden sind und welche dramatischen Auswirkungen ihre Entstehung auf die Landschaft gehabt haben muss. Glutflüssige Magma trifft beim Aufstieg auf wasserführende Schichten. Dieses Wasser verdampft schlagartig, massive Explosionen sind die Folge. Das umgebende Gestein an der Kontaktstelle wird zerbrochen, nach oben gefördert und ausgeworfen. Die ausgesprengte Explosionskammer bricht danach ein und ein Trichter bleibt an der Erdoberfläche zurück, umgeben von einem ringförmigen Wall mit den Auswurfmaterialien – ein Maar ist entstanden. Der eingebrochene Trichter kann sich mit Wasser füllen und zum Maarsee werden. Im Laufe von Jahrtausenden und Jahrmillionen wird das Maar sein Aussehen verändern. So verlanden Maare im Laufe der Zeit und verwandeln sich in Moore. Ihre Spuren in der Landschaft aber werden bleiben, so wie hier bei uns in der Vulkaneifel.

Vergleich zwischen den Vulkantypen „Schlackenkegel“ und „Maar“ im Blockbild © Natur- und Geopark Vulkaneifel

Dauner Maarlandschaft

Drei wassergefüllte Maare sowie zahlreiche Trockenmaare werden als „Dauner Maarlandschaft“ bezeichnet. Die Schalkenmehrener Maare, das Weinfelder und das Gemündener Maar sind auf einer von SE nach NW verlaufenden Förderspalte aufgereiht und in folgender Reihenfolge eruptiert:

  1. Schalkenmehrener Trockenmaar
  2. südliches Schalkenmehrener Flachmoor-Maar
  3. südliches Schalkenmehrener Doppelmaar
  4. Gemündener Maar
  5. Weinfelder Maar

Die Entstehungszeit der Maarlandschaft wird auf ca. 20.000 – 30.000 Jahre vor heute (Würm-Eiszeit) geschätzt. Zwei weitere Trockenmaare und der Schlackenkegel Hoher List sind noch älter. Die Förderspalte durchbricht von SE nach NW folgende, unterdevonische Gesteinsschichten: Als erstes die Herdorf-Schichten, dann die Eckfeld-Schichten und als drittes die Reudelsterz-Schichten, d.h. hier steht der Übergang von der Siegen-Stufe zur Unterems-Stufe (Devon) an. Die älteren Maare und der Schlackenkegel Hoher List liegen in den Herdorf-Schichten. Maartephra überdeckt vielfach das Unterdevon in diesem Gebiet.

Forschungsgeschichte der Vulkaneifel

Die internationale Bedeutung Westeifel-Vulkanfeldes beruht maßgeblich auf der wissenschaftlichen Erforschung der Maar-Vulkane, die seit mehr als 200 Jahren von zahlreichen internationalen Forschenden betrieben wird. Die Vulkaneifel ist der typische Ort des Maar-Vulkanismus, da hier das Modell der Bildung von Maaren durch phreatomagmatische Eruptionen etabliert wurde (Lorenz, 1986). Auch das Wort „maar“ ist ein lokaler Begriff aus der Vulkaneifel.
Die schüsselförmigen Strukturen vulkanischen Ursprungs wurden erstmals 1819 von Steininger, einem örtlichen Schullehrer, beschrieben (Steininger, 1820). August Thienemann etablierte 1915 das trophische System der Süßwasserseen anhand der Maarseen.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Forschungen von vielen bekannten Geologen, Chemikern, Mineralogen, Geographen und anderen durchgeführt (z. B. von Dechen, Cipa und Rahm, Frechen, Straka, Zimanowsky, Mertes), die wesentlich zur Etablierung und Stärkung beigetragen haben die wissenschaftliche Grundlage für den (Maar-)Vulkanismus weltweit.

Die Vulkanlandschaft selbst wurde durch geophysikalische Kampagnen erkundet, die Büchel seit den 1980er Jahren durchführte (z. B. Büchel, 1984). Detaillierte Untersuchungen zum Magma-Gas-System wurden von Schmincke umfassend durchgeführt, was zur Standardbuchveröffentlichung über Eifelvulkane führte (Schmincke, 2009).
Insbesondere Negendank, Brauer und Zolitschka entwickelten die Forschung zu jährlich laminierten Sedimenten aus einigen der wassergefüllten Maare, sogenannten Warven (z. B. Negendank & Zolitschka, 2007, Zolitschka et al., 2000). Die Warven bieten einen wichtigen Einblick in die Seesedimente und können zur Interpretation des Klimas während der Seegeschichte des Maars im Hinblick auf das lokale Wetter verwendet werden. Daher werden die Sedimente als Klimaarchiv genutzt, wobei die Seesedimente des Meerfelder Maars sowie des Holzmaars in der Wissenschaft am prominentesten sind (z. B. Brauer et al., 2008).

Noch immer steigt das Eifelgebirge jährlich um etwa einen Millimeter an. Geophysiker haben herausgefunden, dass die Erdkruste unter der Eifel viel dünner ist als in den meisten anderen Teilen der Welt. Viel diskutiert wurde die von Ritter et al. aufgestellte Annahme eines Plumes, also einer Magmabildungszone nahe der Erdkruste. (Eifelplume; 1997-2005, siehe z. B. Ritter et al., 2001 oder Ritter, 2007). Und alles deutet darauf hin, dass sich hier noch immer Vulkane bilden könnten. Die Eifel ist eine der am besten untersuchten Vulkanregionen der Erde und steht ständig unter Beobachtung.
Derzeit läuft seit 2022 ein seismisches Messprojekt vom GeoForschungsZentrum Potsdam (Large-N-Projekt; gfz-potsdam.de, 2022).

Natur- und Geopark Vulkaneifel

Geo & Bio – das gehört zusammen: so auch in der Vulkaneifel – die Region ist als UNESCO Global Geopark anerkannt und als Naturpark ausgezeichnet. UNESCO Global Geoparks sind Gebiete mit geologischen Stätten und Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung. Sie bauen eine Brücke der erdgeschichtlichen Vergangenheit, der Entstehung der Landschaft und den durch die Landnutzung entstandenen Kulturen und Traditionen der Menschen. Die Vulkaneifel ist eine von vier Gründungsregionen des „Global Geoparks“-Netzwerks im Jahre 2004 und lebt den bottom-up-Ansatz schon seit der ersten Initiativen in den 1980er Jahren. Seit 2015 gibt es die Anerkennung als UNESCO Global Geoparks – von Anfang an war die Vulkaneifel mit dabei.

Als achter Naturpark in Rheinland-Pfalz wurde der Naturpark Vulkaneifel in einer Feierstunde am 31. Mai 2010 offiziell eingeweiht. Der neue Naturpark verfügt über eine einzigartige natürliche Qualität in der Verbindung von Maaren, Vulkanen und abwechslungsreichen Kulturlandschaften. Dies sind hervorragende Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung in Verbindung von naturverträglicher Landnutzung mit regionaler Wertschöpfung, naturnahem Tourismus und wirtschaftlicher Entwicklung.

Geoparks sind ein Spiegel in die Vergangenheit und schaffen Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft. Die Region hat es sich zur Aufgabe gemacht, Erd- bzw. Geowissenschaften und den Tourismus mit einander zu verbinden und damit Impulse in die verschiedensten Bereiche auszusenden, sei es in die Gastronomie, Kunst, Kultur, Sport oder Freizeit. Mit einer stärkeren Fokussierung auf das geologische Erbe der Landschaft, ohne dabei die Integrität der belebten Natur aus dem Auge zu verlieren, möchte der Natur- und Geopark Vulkaneifel gemeinsam mit den politischen und touristischen Akteuren der Region einen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung der Region leisten.

Weitere Infos unter: www.geopark-vulkaneifel.de

Landkarte des Geopark

3D-Modelle

Impressionen

Schriftenverzeichnis

Büchel, G. (1993): Maars of the Westeifel, Germany. – In: Negendank, J. F. W. & Zolitschka, B. (Hrsg.): Paleolimnology of European maar lakes. – Lecture Notes Earth Sci., 49: 1–13; Berlin – Heidelberg – New York (Springer).

Büchel, G., Lorenz, V. & Weiler, H. (1984): Das Westeifel-Vulkanfeld: Maare, Schlackenkegel und Hydrogeologie (Exkursion H am 26. und 27. April 1984). – Jahresber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 66: 107–128; Stuttgart.

Lange, T., Cieslack, M., Lorenz, V. & Büchel, G. (2022): Zeitliche Abfolge der vulkanischen Ereignisse im SE-Teil des Vulkanfeldes der Westeifel während des Weichsel-Glazials. – Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 104: 313-365; Stuttgart (Schweizerbart).

Lange, T., Lorenz, V., Köppen, K.-H., Büchel, G. (2019): Neue Aspekte zum Vulkanismus der Westeifel. – Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 101: 227-250; Stuttgart (Schweizerbart).

Lorenz, V. (1986): On the growth of maars and diatremes and its relevance to the formation of tuff-rings. – Bull. Volcanol., 48: 265-274; Berlin – Heidelberg (Springer).

Lutz, H., & Lorenz, V. (2013): Early volcanological research in the Vulkaneifel, Germany, the classic region of maar–diatreme volcanoes: the years 1774–1865. Bulletin of volcanology, 75, 1-16.

Schmincke, H. U. (2009): Vulkane der Eifel: Aufbau, Entstehung und heutige Bedeutung. Springer Spektrum.

Steininger, J. (1820): Die erloschenen Vulkane in der Eifel und am Niederrheine. Ein Bericht an die Gesellschaft nützlicher Forschungen zu Trier. –  2; 82; Kupferberg, Mainz.

One Reply to “Die Dauner Maare”

  1. Guten Tag, wenn die tertiäre Vulkanaktivität in der Eifel zwischen 45 und 35 Ma BP stattfand, fällt das in das mittlere und obere Eozän und nicht in das mittlere Miozän (16 – 11 Ma; vgl. Deutsche Startigraphische Kommission (2012): Stratigraphische Tabelle von Deutschland Kompakt 2012 (STDK 2012), Potsdam).

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