Die Externsteine

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Die Externsteine sind eine Gruppe steil stehender Felsen im Teutoburger Wald. Entstanden sind die Felsen vor vielen Millionen Jahren in der Kreidezeit als Ablagerungen in einem Meer. Spannungen in der Erdkruste führten dazu, dass sie gehoben und verstellt wurden. Die Externsteine werden schon seit Jahrhunderten von Menschen besucht, teilweise nutzen sie diese als Kultstätte. Die Felsen sind über die Jahrtausende von Menschen verändert worden. Neben Brücke und Treppen gibt es künstliche Höhlen und Reliefbilder.

Die mystischen Externsteine

Bei den imposanten Externsteinen im Teutoburger Wald handelt es sich um insgesamt 13 zerfurchte bis zu 40 Meter hoch aufragende Sandsteinfelsen (Welle, 2020). Das einzigartige Natur- und Kulturdenkmal bei Horn-Bad Meinberg ist wegen der landschaftlich schönen Kulisse, aber auch aufgrund zahlreicher Mythen ein beliebtes Ausflugsziel (Linde, 2019).

Die Externsteine befinden sich in einem 127 ha großen Naturschutzgebiet, zudem stehen die Felsen unter Bodendenkmalschutz. Schon 1813 wurde der durch die Felsen verlaufende alte Fernweg befestigt und als Straße ausgebaut. Von 1912 bis 1953 verkehrte eine Straßenbahn durch diese Lücke in den Felsen, zunächst im Pendelbetrieb und später nur unregelmäßig und zu touristischen Zwecken. Bereits 1940 wurde das Areal zum Erholungsgebiet erklärt. Seit 2005 ist das Gebiet Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet und seit 2006 sind die Externsteine als Nationaler Geotop ausgezeichnet. Jährlich besuchen zwischen einer halben und einer Million Menschen die Externsteine.

An vielen Stellen zeigen die Felsen anthropogene Bearbeitung. Es gibt gemeißelte Steinreliefs, in den Fels eingearbeitete Treppenaufgänge und Grotten. Einige der Felsen sind über Treppen und Brücken begehbar. Die baulichen Anlagen an den Externsteinen werden von der Wissenschaft mehrheitlich als Relikte des christlichen Mittelalters gedeutet (Linde, 2019). In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden die Externsteine allerdings von völkischer und nationalsozialistischer Seite als vorchristliche Kultstätte propagiert. Der Ort zieht aber auch esoterisch und neuheidnisch orientierte Menschen an, die nicht dem rechten Spektrum zugeordnet werden (Linde, 2019).

Aus geologischer Sicht sind die senkrecht aufgestellten Sandsteinschichten ein außergewöhnliches Naturdenkmal. Die Entstehung und Bedeutung dieser besonderen Felsformation wird im nahegelegenen Info-Zentrum modern und gut aufbereitet dargestellt.

Entstehung der Felsformation

Am Rande des Teutoburger Waldes bei Detmold gelegen, stellen die Externsteine eines der markantesten Beispiele für die unterkreidezeitlichen Sandsteinhorizonte aus Osning-Sandstein dar. Osning ist eine alte Bezeichnung für den Teutoburger Wald und das Eggegebirge (Meschede, 2018).

Der Osning-Sandstein entstand in der Unterkreide (vermutlich im Albium) mit der Ablagerung von Sanden am nordöstlichen Küstenbereich des Münsterländer Kreide-Beckens (Farrenschon, 1990). Während der mehrere Millionen Jahre umfassenden Bildungszeit des Sedimentkörpers hat es immer wieder leichte trans- und regressive Bewegungen des Meeres und damit auch geringfügige Verschiebungen der Küstenlinie gegeben. Abgelagert wurden sowohl Ästuar-, Strand-, Watt- als auch Schelfsande. Die Ablagerungen der verschiedenen Faziesbereiche treten somit nicht nur nebeneinander, sondern auch übereinander auf (Speetzen, 2010).

Die Schichten des Osning-Sandsteins, die im heutigen Gebiet von Niedersachsen und Ost-Westfalen verbreitet sind, fallen allgemein relativ flach nach Westen oder Südwesten ein. Im Bereich der Externsteine sind die Sandsteine allerdings senkrecht gestellt und überlagern diskordant Gesteine des Keupers (Obere Trias) und des Lias (Unterer Jura). Diese älteren Gesteine sind auch in tektonischen Gräben erhalten. Die tektonische Entwicklung der Region begann bereits deutlich früher: Im Jura wurden durch Bruchschollentektonik Gesteine zunächst durch zahlreiche Störungen und Verwerfungen in Schollen zerbrochen (Böse, Ehlers & Lehmkuhl, 2017).

Die tektonischen Hauptaktivitäten liefen am Ende des Mesozoikums (Obere Kreide) ab, wie sich aus den bruchtektonisch beanspruchten und zum Teil steil aufgerichteten Unterkreide-Schichten der Grotenburg-Scholle, insbesondere auch dem Osning-Sandstein der Externsteine, ableiten lässt (Drozdzewski & Dölling, 2018). Die spektakuläre Steilstellung der Felsen ist das Resultat plattentektonischer Bewegungen. Die klassische Interpretation bezieht sich auf Spannung innerhalb der Kontinentalplatte, die auf die Kollision des Alpen-Karpartengürtels mit Europa zurückzuführen ist. Kley & Voigt (2008) konnten zeigen, dass die sich ändernde Bewegungsrichtung der afrikanischen Platte in der Oberkreide kausal für die beobachteten Deformationen verantwortlich ist.

Eine der bedeutendsten Störungen ist die NW-SO verlaufende Osning-Störungszone. Diese trennt über 200 km Länge das Niedersächsische Becken im Norden vom Münsterländer Kreide-Becken im Süden (Abb. 1). Die nördliche Scholle wurde über die südliche Scholle geschoben, dabei wurden Gesteinsschichten teils senkrecht aufgestellt oder gar überkippt. Zudem stellt die Osning-Störung die Schollengrenze zwischen der Rheinischen Masse und dem ehemaligen Niedersächsischen Becken beziehungsweise dem später daraus entstandenen Niedersächsischen Tektogen dar (Farrenschon, 1990; Drozdzewski & Dölling, 2018).

Abb. 1: Die Segmente der Osning-Störungszone (aus Drozdzewski & Dölling, 2018)

Es gibt unterschiedliche Interpretationen der Osning-Störungszone. Traditionell wird diese als eine sich gegen Norden eintiefende Schollentreppe angesehen, die während der Oberen Kreide ohne Beteiligung von Blattverschiebungen zu südvergenten Auf- und Überschiebungen umgestaltet wurde (Baldschuhn & Kockel, 1999; Sippel, 2009, Kley, 2013). Neuere Arbeiten beschreiben den Einfluss von Blattverschiebungen in der Störungszone (Drozdzewski & Dölling, 2018). Die Externsteine werden regional zur Berlebeck-Achse der Osning-Störungszone gezählt (Drozdzewski & Dölling, 2018) (Abb. 1).

Heutiges Erscheinungsbild

Das heutige Erscheinungsbild der Externsteine ist vor allem der Erosion geschuldet. Erosive Prozesse führen bei den unterschiedlich harten und weichen Gesteinen des zumeist mesozoischen Deckgebirges – je nach Einfallen der Schichten (Schrägstellung) – zu Oberflächenformen wie Schichttafeln, Schichtstufen und Schichtkämmen, im Extremfall auch zu Schichtrippen (Abb. 2). Diese gesteinsspezifische, räumliche Differenzierung der Oberflächenformen ist durch die unterschiedliche Verwitterung und Abtragung der verschiedenen geologischen Schichten bedingt (Böse, Ehlers & Lehmkuhl, 2017). Materialeigenschaften des Untergrunds, wie Wasserdurchlässigkeit, Gesteinsfestigkeit, Verwitterungsresistenz differenzieren dabei die geologischen Schichten voneinander. Die hochgradige Verwitterung wurde ebenfalls durch hohe Niederschlagsraten und tropische Temperaturen in der Folgezeit unterstützt (Farrenschon, 1990).

Abb. 2: Aufbau von Schichtstufen und Schichtkämmen (aus Böse, Ehlers & Lehmkuhl, 2017, angelehnt an Ahnert, 2015).

Beim Teutoburger Wald mit den Externsteinen handelt es sich um Schichtkämme, die sich bei stärker geneigten Schichten herausbilden und in der Landschaft als markante Höhenzüge deutlich werden (Abb. 3). Da diese Schichten durch kieselige Bindemittel häufig sehr hart sind, wurden die 13 Felspfeiler der Externsteine infolge der Erosion freigelegt. Die Externsteine sind NW-SE orientiert, vom Besucherweg aus Westen kommend, blickt man auf die jüngeren Schichten. Entlang der Klüftung zeigen sie die charakteristischen Merkmale einer Wollsackverwitterung (Meschede, 2018).  Wie eingangs bereits beschrieben, sind auch die zahlreichen anthropogenen Veränderungen an den natürlichen Felsformationen bedeutend für das heutige Erscheinungsbild.

Abb. 3: Schnitt von SW (links) nach NE (rechts) durch den Teutoburger Wald mit den Externsteinen (Farrenschon, 1990).

3D-Modelle

Ein hochaufgelöstes, wissenschaftlich nutzbares Model gibt es auf V³Geo.

Impressionen

Schriftenverzeichnis

Ahnert, F. (2015): Einführung in die Geomorphologie. UTB GmbH.

Baldschuhn, R. & Kockel, F. (1999): Das Osning-Lineament am Südrand des Niedersachsen-Beckens. – Z. dt. geol. Ges., 150 (4): 673-695. Stuttgart.

Böse, M., Ehlers, J., & Lehmkuhl, F. (2017): Der Mittelgebirgsrand. Deutschlands Norden, 51–70. doi:10.1007/978-3-662-55373-2_4.

Drozdzewski, G. & Dölling, M. (2018): Elemente der Osning-Störungszone (NW-Deutschland)   Leitstrukturen   einer   Blattverschiebungszone.   –   Scriptum online 7, 39 S., Krefeld.

Farrenschon, J. (1990): Erläuterungen zu Blatt 4119 Horn-Bad Meinberg. – Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25 000, Erl., 4119, 2. Aufl.: 195 S., 13 Abb., 13 Tab., 1 Taf.; Krefeld.

Kley, J. (2013): Saxonische Tektonik im 21. Jahrhundert. – Z. dt. Ges. Geowiss., 164: 295-311. Stuttgart.

Kley, J., & Voigt, T. (2008). Late Cretaceous intraplate thrusting in central Europe: Effect of Africa-Iberia-Europe convergence, not Alpine collision. Geology, 36(11), 839-842.

Linde, R. (2019): Die Externsteine – Ein Natur- und Kulturdenkmal im Spannungsfeld von Esoterik, Neuheidentum und Wissenschaft.

Meschede, M. (2018): Geologie Deutschlands. Ein prozessorientierter Ansatz, Springer, 2. Auflage.

Sippel, J. (2009): The Paleostress History of the Central European Basin System- Sci. techn. Rep. STR09/06, GFZ Potsdam: 149 S. Potsdam.

Speetzen, E. (2010): Osning-Sandstein und Gault-Sandstein (Unterkreide) aus dem Teutoburger Wald und dem Eggegebirge und ihre Verwendung als Naturbausteine. – Geologie und Paläontologie in Westfalen 77, 59 S.

Welle, F. (2020, 14. März): Märchenhafte Felsen. Externsteine. Süddeutsche Zeitung. https://www.sueddeutsche.de/politik/externsteine-teutoburger-wald-1.4841882.

2 Replies to “Die Externsteine”

  1. Die 3D-Modelle der Externsteine sind toll gelungen und ich finde sie ausgesprochen grandios.
    Ganz prima und weiter so!

  2. Liebes Team,

    beeindruckende Arbeiten!

    1) Ich vermisse bei Videos Untertitel für Hörgeschädigte. Evtl. auch andere barrierefreie Angebote bedenken.
    2) Die Texte sind komprimiert für Fachkundige. Alternative Texte für Laien, Kinder (zur Auswahl) wären ideal.
    3) Eine interaktive Karte, auf der man Ihre Projekte finden kann, wäre toll. Bzw. kann man darauf auch die geografischen Merkmale der Umgebung betrachten.

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